Von Katzenhilfe Neuwied e.V., letzte Aktualisierung am 2.05.2021 um 23:50h
Emmi und Sina eroberten ihre Menschen im Sturm
Wir wollten gerne zwei kleine Kätzchen bei uns aufnehmen. Vor etwa sechs Wochen zogen Emmi und Sina bei uns ein. Naja, einziehen wäre in ihren Augen vielleicht das falsche Wort: sie empfanden den Umzug eher als gefährliche Bedrohung. Damit sie den Umzugsstress erst mal gut verdauen können, bauten wir im Gästezimmer Regale mit hoch liegenden Boxen als Versteckmöglichkeit, schlossen alle Schlupflöcher unter Kommoden und ähnlichem. Viele kleine Ecken wurden umgestaltet in kuschelige und halb verdeckte Schlafplätze. In den ersten Tagen gingen wir mehrmals täglich mit Ankündigung hinein, stellten Futter hin, sprachen mit ihnen, hielten uns eine Weile dort auf und verbrachten ab dem dritten Tag zusätzlich unsere Abende komplett bei ihnen im Zimmer. Kurz darauf integrierten wir auch unseren Hund, der anfangs aber brav liegen bleiben musste.
Manchmal kam ein Köpfchen aus dem Versteck heraus, nach Tagen war es möglich, auf hohen Regalen zu liegen, während wir uns im Zimmer befanden, nach und nach wurde die Wahl der Regale niedriger und dann kamen sie schon zu uns auf den Boden. Super! Zimmer eins wurde geöffnet und ein weiteres Zimmer zur Verfügung gestellt. Auch hier gab es tolle Liegeplätze am Fenster mit danebenliegenden zwei Höhlen (dekorierte Transportboxen).
Mittlerweile war Gitarrenspiel schon normal, Schritte an ihnen vorbei möglich, während sie auf dem Boden standen. Manchmal mussten unsere Schritte etwas langsamer werden, wenn sie weghuschen wollten. Sie machten das so toll, dass wir ihnen schwupp die wupp das gesamte Obergeschoss zur Verfügung stellten.
Wir merkten, dass sie Kontakt suchten, doch ganz geheuer waren wir ihnen noch nicht. Wenn wir nach oben kamen und sie sich gerade gemütlich aufs Bett gelegt hatten, sprangen sie noch schnell auf und versteckten sich unter dem Bett. Wir redeten, bewegten uns langsam, ermutigten sie... und natürlich gab es ganz oft tolle Leckerlis, bis sie merkten, dass sie auch auf dem Bett liegen bleiben durften.
Ja, die Leckerlis: Mit Speck fängt man bekanntlich Mäuse. Mittlerweile wird Futter wie selbstverständlich aus der Hand genommen, was inzwischen mit Kraulen am Bäckchen stattfindet. Es ist ein Ritual geworden. Schleckpaste wird nun sogar vom ängstlicheren Sinchen von der Hand geschleckt. Seit einigen Tagen können wir leicht das Schwänzchen oder das Beinchen streicheln, während wir bei ihnen am Lieblingsplatz sitzen. Für uns ist das wie ein Sechser im Lotto!
Der Schlafrhythmus der beiden hat sich total verändert: sie sind nun nicht mehr ausschließlich nachtaktiv, sondern suchen auch tagsüber immer wieder mal unsere Nähe, halten sich bei uns im Wohnzimmer auf und liegen gemütlich ausgestreckt auf der Couch oder toben ausgelassen wie zwei Verrückte um uns herum. Wir freuen uns riesig, dass sie sich nun auch schon mal zu uns auf die Couch trauen.
Von Anfang an haben wir immer, bevor es Katzenmilch gab, ein Glöckchen geläutet. Als Vorsorgemaßnahme, wenn sie mal draußen sein werden. Wenn wir mittlerweile unten das Glöckchen läuten, hören wir oben ein Rumpeln, dann schießt Emmi die Treppe herunter und kommt zum Napf. Sina trottet langsam hinterher und wir gießen langsam etwas Milch hinterher, während sie weitertrinken.
Wir haben in den sechs Wochen, seit die beiden mit uns leben, viel gelacht. Wer hätte gedacht, dass sich aus zwei Angsthasen unglaublich witzige Katzen entwickeln, die ausgelassen spielen, sich auf dem Boden herumrollen und lustigste Verrenkungen und Mimiken zeigen?
Besonders rührt uns die Sensibilität der beiden. Sie könnten die Krallen ausfahren und beißen, wenn ihnen etwas zu viel wird, doch sie zeigen ihre Unsicherheit, indem sie ihr Köpfchen wegdrehen oder sich leicht nach hinten bewegen. Wir nehmen Rücksicht und bemühen uns, ihre Sprache zu lernen. Und sie unsere.
Als wir vor Wochen in der Katzenhilfe waren, da sahen wir „nur“ zwei Katzen. Heute sehen wir diese beiden mit dem Herzen und könnten sie uns nicht mehr wegdenken. Sie haben unser Leben bereichert und wir lieben sie.
Vielleicht sind es gerade die Wildlinge, deren Empfindsamkeit und Zartheit uns so beeindrucken. Unser Entschluss hätte ja auch auf zwei Kitten fallen können, vielleicht mit dem Gedanken, es sei einfacher. Für uns können wir sagen, wir haben alles bekommen: kleine verspielte Kätzchen, empfindsame zarte Begleiter und fröhliche Mitbewohner.
Danke liebe Ingrid, dass ihr uns ausnahmslos zu jeder Zeit mit Rat und Tat zur Seite standest.
Anke und Micha