Von Katzenhilfe Neuwied e.V., letzte Aktualisierung am 3.05.2021 um 00:15h

Es begab sich aber zu der Zeit

Peter
Peter - © Copyright: Privat

Nein. Es ist noch nicht Weihnachten. Aber es begab sich zu der Zeit, als ich noch immer sehr um meine nur kurz hintereinander verstorbenen Katzen, Lola und John-Boy, trauerte. Diese Trauer endet nicht, aber sie verändert sich…

Meinem ersten Impuls, sofort und jetzt und gleich eine „neue“ Katze zu adoptieren, gab ich nicht nach – es fühlte sich nicht gut und richtig an. Nach ein paar Monaten begann ich aber doch, das vertraute Gefühl von Katzenfell unter meinen Händen zu vermissen und dieses unglaubliche Geräusch, das man Schnurren nennt. Ich begab mich also in das Katzenhaus des Tierheims Neuwied, in dem ich täglich Gassi gehe – mit Hunden, nicht mit Katzen – und dort wurde mir sogleich geholfen: mit weichem Fell unter meinen Händen und dem Schnurren, das ich so vermisst hatte.

Paula
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Dennoch – es fühlte sich immer noch nicht richtig an, und so ganz einfach ist das bei uns ja auch nicht: Wir wohnen an einer Hauptverkehrsstraße – Katze mit Freigang verbot sich also von selbst. Katze OHNE Freigang, also ein reines Indoor-Exemplar hinwiederum – nun das war ein Gedanke, an den nun ich mich nur schwer gewöhnen konnte und wollte. Bei John-Boy, der bereits als Verkehrsunfallopfer und dreibeinig zu mir gekommen war, war das kein Problem: Er beschränkte sich Zeit seines Lebens bei mir auf den heimischen Garten und mied die Wiedbachstraße wie der Teufel das Weihwasser. Lola, eine Heilige Birma, die mir unglaublicher Weise bereits 2005 zugelaufen war – echt jetzt! – also Lola ging nur ins Freie, um nachzugucken, ob der Himmel noch da war. War der noch da, ging sie beruhigt wieder rein. Und als wir unseren Wintergarten anbauten, brauchte sie, um nach dem Himmel zu gucken, noch nicht mal mehr vor die Tür.

Peter
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Aber was nun? Keine Lola mehr, kein John-Boy – und so groß meine Trauer um meine Katzen war, ich hatte dennoch das Gefühl, dass es einfach nicht fair sei, ihre Plätze auf dem Sofa frei zu lassen, wenn es noch so viele Katzen gibt, die sich dringend ein neues zuhause wünschen. Dachte ich. Aber als ich endlich „aus den Puschen“ gekommen war und begann, mich ernsthaft nach einer „neuen“ Samtpfote umzusehen, der die Innenhaltung genügt, waren die alle – ausverkauft! Weg – alle weg, Corona und Homeoffice sei Dank. Immer, wenn ich mich – gerade noch schwankend – für eine Katze entschieden hatte, schien sie mir unter den Händen weggerissen zu werden.

Nun gut, dachte ich, soll es halt nicht sein…Darüber sprach ich dann mit einer guten Freundin und sagte: Es sieht wohl so aus, als müsse ich jetzt warten, bis es die ersten „Corona-Rückläufer“ gibt. „Nein, musst du nicht,“ lautete die lapidare Antwort, „es gibt zwei auf einer Pflegestelle der Katzenhilfe, sie sind allerdings schon etwas älter, und du musst beide nehmen…“

Paula
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Und so kam es, dass ich die beiden hier in Rede stehenden Samtpfoten: Peter und Paula (früher Hexe) zunächst auf der Homepage der Katzenhilfe und dann persönlich kennen lernte – und was soll ich sagen: Diesmal fühlte es sich gut und richtig an und nur kurze Zeit später zog das zauberhafte Duo bei uns ein.

Peter erkundete sofort sein neues Zuhause bis in den kleinsten Winkel und nahm dann abwechselnd die Couch und den Kratzbaum in Beschlag, sowie alles, was sich sonst noch als Liegeplatz anbot. Paula verbrachte die ersten beiden Tage vorzugsweise hinter unserer Wärmekabine – dort hatten wir, unverzeihlicher Weise einen breiten Spalt übersehen, den sie schamlos ausnutzte. Aber, da wir sie dort ohnehin nicht herausbekommen hätten, ließen wir sie dort. Sobald sie sich unbeobachtet fühlte, kam sie da raus und schaute sich um, haute sich das Bäuchlein voll und erledigte ihre Geschäfte. Nach zwei Tagen war sie davon überzeugt, dass ihr im Hause Schnorr kein Unheil drohte, und während ich diese Zeilen schreibe, schläft sie seelenruhig hinter mir auf dem Aktenregal. Gleich werde ich ihr vorlesen, was ich geschrieben habe und wenn’s ihre Billigung findet, schicke ich es weiter…

Das wahre Alter der beiden - 16 Jahre sind die Schätzchen, nicht zusammen, sondern jeder für sich - hätte ich nicht geglaubt, wenn ich sie ohne Altersnennung kennengelernt hätte, so fit und fröhlich sind die zwei. Peter, der auch ein Nierenproblem mitbrachte, bestand gleich darauf, dass ich ihm Spielzeug besorge und bekommt regelmäßig seine „dollen fünf Minuten“, in denen er durch den Wintergarten tobt, dass der Boppes nur so herumschlickert. Und dieser Tage saßen beide abends an einem Fenster zum Garten und beschimpften den Nachbarskater, der sich in IHREM Garten aufhielt. Sie selbst dürfen zwar nicht in den Garten, aber dann dürfen es andere eben auch nicht. Ich musste den Kater wegschicken. Dann nahmen die Herrschaften beruhigt ihre Plätze auf „ihrer“ Couch wieder ein und verschliefen den restlichen Abend.

Keine Probleme haben die beiden übrigens mit unserer Betty – der Kampf-, Straßen- und Katzen-erprobten kleinen rumänischen Hündin, die unseren Haushalt und das Familienleben vollständig managt und uns im Griff hat. Paula faucht sie zwar regelmäßig an, was Betty aber vollständig kalt lässt, und Peter verhält sich, als habe er sein ganzes Leben mit Hunden verbracht.

Was soll ich noch sagen...alles grün und prächtig im Hause Schnorr, das wieder komplett ist mit zwei Katzen zum Hund. Endlich wieder Katzenhaare auf dem Sofa, dafür manchmal kein Platz zum Liegen für uns. Die Schnorrs haben wieder „Schnurrer“ und sind glücklich, und ich glaube, das betagte Katzenduo auch.

Susanne Schnorr
April 2021

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