Von Katzenhilfe Neuwied e.V., letzte Aktualisierung am 26.12.2019 um 23:00h

Blick zurück auf ein Jahr voller Höhen und Tiefen

Katzenbabys 2019
Katzenbabys 2019 - © Copyright: Doris Litz

Ein Jahr ist zu Ende, ein neues beginnt. Auch wenn eigentlich alles seinen gewohnten Gang geht – schließlich wollen unsere Tiere versorgt werden, Feiertage hin oder her -, ist es eine wundervolle Gelegenheit, zurück zu schauen und einen Blick auf das zu riskieren, was vor uns liegt.

Die letzten zwölf Monate, wir können es nicht anders sagen, waren für uns und alle aktiven Mitstreiter/innen eine ernsthafte Herausforderung. Nicht nur, dass wir etwa doppelt so viele Katzenbabys aufgenommen haben, wie in einem „normalen“ Jahr, wir mussten auch mit überdurchschnittlich vielen Verlusten klarkommen. Dabei gerieten selbst die Hartgesottenen an ihre Grenzen. Aber irgendwie geht es natürlich trotzdem weiter, denn zum Glück findet sich immer jemand, der einen tröstet, Mut macht oder einfach zuhört.

Flaschenkinder 2019
Flaschenkinder 2019 - © Copyright: Doris Litz

Rund 200 Katzenbabys, das bedeutet zwangsläufig auch: viele Flaschenkinder – es waren fast 40! – und unglaublich viele Wildlinge. Für die hingebungsvolle Aufzucht der oft erst wenige Tage alten Waisen schulden wir vor alle unserer Ute tiefen Dank, die zwischen Frühjahr und Herbst vermutlich so gut wie keine Nacht durchschlafen konnte, weil ständig einer oder mehrere ihrer winzigen Schützling das Fläschchen begehrte. Das war ein wahrhaft heldenhafter Einsatz!

Aber natürlich haben auch alle anderen Pflegestellen sich ordentlich ins Zeug legen müssen. Susanne etwa hat mit ihren Söhnen so viele Wildlinge betreut und auf ein neues Leben mit Zweibeinern vorbereitet, dass wir uns wundern, dass sie bei Begriffen wie Katzenklo und Katzenfutter nicht anfängt hysterisch zu schreien. Ihr und allen anderen sagen wir: Danke, danke, danke. Ohne euch hätten wir es niemals geschafft.

Apropos Wildlinge: Unglaublich viele der kleinen Katzen, die 2019 bei uns gestrandet sind, waren offenkundig nicht an die Gegenwart von Menschen gewohnt. In unserer Hauptpflegestelle in der Neuwieder Rheinstraße haben sich viele von ihnen gesammelt – und oftmals selbst gezähmt. Wie das geht? Na ja, wer das Futter bringt, haben die kleinen Wilden natürlich ohnehin schnell raus, weshalb sie meist recht zügig darauf verzichten, sich in menschlicher Gegenwart zu verstecken. Den Rest erledigt der „Gruppenzwang“.
Wildlinge sind nämlich nur gegenüber Menschen wild, Artgenossen lieben sie meist sehr und zeigen sich ihnen gegenüber außergewöhnlich sozial. Deshalb haben sich die Neuankömmlinge von den zahmen Katzen abgeschaut, dass man mit großen Zweibeinern auch prima spielen und schmusen kann. Zugegeben: Das braucht viel Zeit und Geduld und funktioniert längst nicht in jedem Fall. Aber es hat uns die Arbeit trotzdem enorm erleichtert.

Dennoch ist es natürlich nicht leicht, mal eben hundert Tiere mehr zu vermitteln als in anderen Jahren. Und ein ängstliches oder fauchendes kleines Fellknäuel will auch nicht jeder haben. Deshalb beherbergen wir zum Jahreswechsel noch überdurchschnittlich viele Katzenkinder in unseren Pflegestellen – sehr zum Leidwesen manch älteren Tieres, das endlich wieder seine gewohnte Ruhe haben will.

Die große Zahl an Kätzchen, die ohne menschlichen Kontakt geboren wurden, wirft auch ein Licht auf eine politische Debatte, sie seit Jahren mit Vehemenz geführt wird: Die Katzenschutzverordnung, die eine Kastrations- und Registrierpflicht für Katzen vorsieht. Beides könnte maßgeblich dazu beitragen, Tierschützer wirkungsvoll in ihrem Kampf gegen Windmühlen zu unterstützen. Registrierte Katzen können nicht so leicht ausgesetzt werden, und natürlich finden echte Katzenliebhaber ihre abhanden gekommenen Lieblinge auch leichter wieder – selbst wenn sie mit dem Möbelwagen der ehemaligen Nachbarn bis nach Bayern oder an die Ostsee gereist sind. Und kastrierte Katzen produzieren keinen Nachwuchs, den niemand haben will.

Glücklicherweise scheint zum Jahresende Bewegung in die Diskussion zu kommen, so dass wir darauf hoffen, dass auch Neuwied sich in absehbarer Zeit zu einer solchen Vorschrift durchringen kann.

Natürlich gab es 2019 auch andere Themen, die uns beschäftigt haben. Es waren die üblichen kleinen Probleme dabei, aber auch größere Ärgernisse, die nicht absehbar waren. Nun, wir haben sie alle – mehr oder weniger gut – bewältigt und sind dabei als Vorstand ein gutes Stück enger zusammengerückt. Nichts schweißt ja bekanntlich so sehr zusammen, wie die gemeinsame Bewältigung von Schwierigkeiten.

Zum Glück gab es aber auch im ablaufenden Jahr viele schöne und beglückende Momente. So haben zum Beispiel unsere Langzeitinsassen Gandhi und Darwin ein neues Zuhause gefunden, in dem sich sogar „Menschenfresser“ Darwin sichtlich wohlfühlt.

Moony, Jesse und Nala
Moony, Jesse und Nala - © Copyright: Privat

Haudegen Jesse James hatte sich unsterblich in die zarten Schönheiten Nala und Mooney verliebt und sie – leider im wahren Wortsinn – mit Zähnen und Klauen verteidigt. Mittlerweile sind sowohl die Diven als auch ihr rabiater Bodyguard kastriert und in ein liebevolles Zuhause vermittelt. Jesse schmust jetzt hingebungsvoll mit seinen Leuten und hat die kleine Sommerliebe offenkundig längst vergessen. Tja, so sind sie, diese leidenschaftlichen Banditen…

Keinesfalls vergessen soll Cassidy seine Liebe zu Donna, denn nachdem der rabiate Schönling sich monatelang mit sämtlichen Vier- und den meisten Zweibeinern angelegt hatte, verlor er sein Herz an das zarte kleine Wildlingsmädchen. Zwar sind auch seine „Zärtlichkeiten“ mitunter ziemlich rabiat, aber das macht seiner Herzensdame zum Glück nichts aus. Und weil die Geschichte des ungleichen Paares so unglaublich rührend ist, durften die beiden tatsächlich gemeinsam ins neue Zuhause ziehen. Dort ging unsere Rechnung glücklicherweise auf und die beiden zaubern beim jeweils anderen die besten Seiten zum Vorschein. Wir hoffen, dass dies so bleibt!

Und dann ist da noch Moritz, der als einziger von einer Wildlingsbande übriggeblieben ist, die vor drei Jahren bei uns landete. Außer, dass Moritz uns Zweibeinern noch immer nicht so recht über den Weg traut, hat er ein weiteres handfestes Problem: er pinkelt – und zwar nicht nur ins dafür vorgesehene Katzenklo. Wir haben ihn deshalb auf einer Pflegestelle untergebracht und in unser Patenprogramm aufgenommen. Doch lange Zeit wollte niemand Moritz´ Pate sein. Bis in diesem Sommer eine ganze Grundschulklasse ihr Herz für den eigenwilligen schwarzen Kater entdeckte. Die Ludwigshafener Grundschüler und ihre Lehrerin haben nicht nur Verständnis dafür, dass Moritz hin und wieder besagtes Malheur passiert, sie machen sich auch viele Gedanken um sein Wohlergehen und haben sein Foto in ihrem Unterrichtsraum aufgehängt. Außerdem hat Moritz ein riesiges Weihnachtspaket von seinem Fanclub bekommen – mit allerlei Spielzeug, tollen Leckerlies und traumhaften kleinen Bildern, auf denen die Mädchen und Jungen sich selbst und manchmal auch Moritz verewigt haben.

Moritz (rechts) und Leo
Moritz (rechts) und Leo - © Copyright: Lars Alsbach

Es ist also ein ereignisreiches Jahr, das hinter uns liegt. Was wünschen wir uns aber nun für 2020? Ein bisschen mehr Ruhe dürfte es auf jeden Fall sein! Deshalb hoffen wir darauf, dass die Natur sich beim Katzennachwuchs genauso verhält wir beim Obst. Dann folgt auf eine überreiche nämlich eine eher magere Ernte. Also, ihr unkastrierten Katzendamen und -herren: Haltet euch 2020 bitte ein bisschen zurück, ja! Noch besser wäre es natürlich, wenn wir uns nicht länger auf die Launen der Natur verlassen müssten, sondern eine Katzenschutzverordnung hätten, die dieses Problem mit menschengemachten Mitteln angeht.

Natürlich wünschen wir uns auch fürs neue Jahr wieder viele schöne Happyend-Geschichten. Uns würde da die eine oder andere Kandidatin einfallen, die aufgrund ihrer Macken auf ein bisschen Glück angewiesen ist - die liebenswerte, aber manchmal auch recht rabiate Katzenomi Tonia etwa, oder die völlig verstörte dicke Bella. Mehr als alles andere aber wünschen wir uns, dass Sie uns gewogen bleiben. Denn wie groß oder klein unsere Probleme im bevorstehenden Jahr auch sein mögen, wir werden es nur mit Ihrer Hilfe schaffen, sie zu lösen. Tierschutz ist eine so gewaltige Aufgabe, dass sie nur von vielen gemeinsam bewältigt werden kann. Deshalb sind wir so unendlich froh, Sie an unserer Seite zu wissen. Auch 2020.

Wir wünschen Ihnen, für das Jahr, das frisch und unberührt vor uns liegt, alles erdenklich Gute. Mögen die schönen und guten Tage die schwierigen und schmerzlichen in jeder Hinsicht übertreffen.

Der Vorstand der Katzenhilfe Neuwied

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