Von Katzenhilfe Neuwied e.V., letzte Aktualisierung am 19.08.2019 um 23:30h
Jesse und sein kleiner Harem gehen nun getrennte Wege
Straßenkater Jesse James gehört zu jenen Katzen, die sich besonders tief in unsere Herzen gegraben haben. Ein Blick in sein ramponiertes Gesicht erzählt nicht nur ausgesprochenen Katzenkennern, wie hart sein bisheriges Leben verlaufen sein muss. Nachdem er uns schnell seine zarte Seite offenbarte und mit einigen unserer (zweibeinigen) Damen eine besonders herzliche Beziehung einging, waren wir davon überzeugt, dass hinter seiner rauen Schale der berühmte weiche Kern schlummerte.
Doch plötzlich war unser Traumkater wie ausgewechselt, attackierte seine Betreuerinnen mal mehr und mal weniger heftig, wobei er es besonders auf deren Beine abgesehen, was für die Rockträgerinnen unter uns äußerst schmerzhafte Folgen hatte. Es dauerte eine Weile, bis wir begriffen, dass Jesses Macho-Gehabe eine klassische Ursache hatte: Der alte Bursche hatte sich verliebt – und das gleich in zwei junge Damen, die zugegebenermaßen äußerst attraktiv sind.
Nala und Mooney sind zwar keine echten Prinzessinnen, aber ein bisschen blaues Blut fließt ganz bestimmt durch ihre Adern. Obwohl die bildhübschen, sehr zierlichen Katzenmädchen von ihren früheren Besitzern einfach in einem Karton im Wald ausgesetzt worden waren, tut dies ihrer Liebe zu Menschen keinen Abbruch. Sobald ein Zweibeiner greifbar war, stürzten sie sich auf ihn und schmusten was das Zeug hielt. Das allerdings weckte Jesses niedere Instinkte und von schnöder Eifersucht getrieben, verteidigte der kräftige Kater sein vermeintliches Eigentum. Dass der Tierarzt seine Manneskraft bereits auf dem Altar des Katzenschutzes geopfert hatte, schien den Pascha kaum zu stören. Die Mädels gehörten ihm und damit basta!
Zu Gunsten unserer Gesundheit besserte sich Jesses Verhalten deutlich, nachdem auch „seine“ Mädels kastriert waren. Zu seiner Ehrenrettung müssen wir sagen, dass zwar seine Verteidigungsbereitschaft nachließ, die Liebe jedoch keineswegs abkühlte. Nach wie vor ging er äußerst zärtlich mit ihnen um und beobachtete mit Argusaugen, wie seine Damen um jeden Zweibeiner herum scharwenzelten und ihm schöne Augen machten.
Schließlich kam es, wie es kommen musste: Nala und Moonny fanden Interessenten und bereiteten sich auf ihren Umzug vor. So sehr wir uns für die verschmusten Zuckerpuppen freuten, so beharrlich schlich sich bei dem Gedanken an den zurückbleibenden Jesse ein Hauch von schlechtem Gewissen ein. Wie würde er es verkraften, wenn man ihm seine Liebsten nahm? Und wie lange würde es dauern, bis auch unser verschrammter Haudegen ein Menschenherz erobern würde?
Und dann geschah ein Wunder: Während die zarten Miezen auf gepackten Koffern saßen und ihrem Auszug entgegenfieberten, stöberten Jesses neue Menschen auf unserer Homepage herum und verliebten sich sozusagen „auf dem Papier“ in ihn. Am Wochenende kamen sie vorbei, überlegten nicht lange, sondern nahmen unseren geliebten Banditen mit nach Hause. Drüber schlafen? War nicht nötig! Seinen Harem ist Jesse nun zwar los. Dafür hat er genau wie seine Liebsten einen festen Platz gefunden – auf dem Sofa und in den Herzen seiner neuen Leute.
Übrigens haben wir bereits die erste Rückmeldung bekommen: Jesse James verteilt seine Gunst sehr großzügig und wechselt von einem Schoß auf den anderen. Die erste Nacht hat er friedlich im Bett seiner Leute verbracht. Besser kann man einen Neuanfang nicht hinlegen.
Wir wünschen ihm, dass er seine Mädels nicht allzu sehr vermissen wird und sein neues Leben weiterhin in vollen Zügen genießen kann. Und wer weiß: Wenn er erst einmal sein neues Revier erkunden kann, wird er in der Nachbarschaft ja womöglich eine, zwei oder auch drei andere Katzen-Ladys finden, die seines Schutzes bedürfen. Jesse James, der Herzensbrecher…