Von Katzenhilfe Neuwied e.V., letzte Aktualisierung am 2.12.2018 um 18:02h

Wir weinen um Molly

Molly
Molly - © Copyright: Doris Litz

Wer im Tierschutz arbeitet, muss Tiere lieben – aber er muss es auch aushalten, sie leiden und sterben zu sehen. Denn diese Schattenseiten unseres Engagements erleben wir viel zu häufig. Wenn es passiert, klappt das mit dem Aushalten natürlich nicht immer gleich gut. Die eine oder andere Katze ist dem einen oder anderen Menschen besonders ans Herz gewachsen, weil ihr Schicksal oder ihr Charakter ihn auf außergewöhnliche Weise berührt. So hat fast jedes der Tiere, die wir verlieren, jemanden, der stärker trauert.

Molly
Molly - © Copyright: Doris Litz

In dieser Woche haben wir die kleine Molly verloren und auch Tage später stehen alle Aktiven unseres Vereins unter Schock. Molly, dieses kleine, unglaublich liebe und tapfere Katzenmädchen hat uns verlassen als es gerade so aussah, als habe sich das Blatt zu ihren Gunsten gewandelt: Ihre Krankheit – sie litt seit ihrer Geburt vor einem halben Jahr an epileptischen Anfällen - schien sie im Griff zu haben, ein tolles Zuhause war gefunden. Zwischen ihr und ihrem Glück stand nur noch die Kastration. Ein Routineeingriff, der Molly keine Probleme bereiten sollte. Doch unsere kleine Traumkatze kam nie wieder zurück. Sie lässt uns mit einem Meer von Tränen zurück und mit Erinnerungen an gemeinsame Monate, in denen sie unsere Herzen tagtäglich ein wenig mehr eroberte.

Molly
Molly - © Copyright: Doris Litz

Als die kleine Molly im Sommer zu uns kam, war nicht klar, ob wir sie retten könnten. Immer wieder litt sie an Krampfanfällen, für die unsere Ärzte keine klare Ursache ausmachen konnten. Aber es gelang ihnen, die Anfälle zu reduzieren. Da Molly möglichst wenig Stress ausgesetzt sein sollte, zog sie nicht ins Kinderzimmer, sondern zu unseren „Senioren“ ins „Black-Cat“. Eine gute Wahl, denn Molly war alles andere als ein rabaukiger Jungspund. Lieb, verschmust und völlig entspannt genoss sie ihr Leben auf eine wundervoll ruhige Art.
Als es ihr immer besser ging, durfte sie schließlich ins Blaue Zimmer umziehen. Dort war ein bisschen mehr los und Molly fügte sich problemlos in die bunte Gemeinschaft ein. Ob Mensch oder Katze – Molly kam mit jedem klar. Sie ließ sich hingebungsvoll beschmusen, ging jedem Streit aus dem Weg und stellte sich stets hinten an, wenn es Leckerlies gab. Wer hätte sich über eine so nette Katze schon beschweren können? Mit ihrem sanften und bescheidenen Wesen ließ Molly unsere kleine Katzenhilfe-Welt ein wenig heller erstrahlen.

Dann kam jener schicksalhafte Freitag, an dem Molly wie ein schöner Traum aus unserem Leben verschwand. Einfach so. Ohne Vorwarnung. Ohne dass eine(r) von uns etwas dagegen tun konnte. Zurück blieb eine Trauer, die sich als besonders hartnäckig erweist. Wie könnten wir einfach so zum Alltag zurückkehren? Sie fehlt uns. Aber vor allem gibt es so viel, was wir ihr gewünscht hätten und was sie nun niemals erleben wird: Menschen für sich allein. Einen Platz auf dem Sofa - und auf Frauchens Kopfkissen. Gras unter ihren Pfoten. Die erste selbstgefangene Maus…

Und immer wieder taucht die Frage auf: Warum? Hätten wir irgendetwas tun können, um das zu verhindern? Wo liegt der Sinn in diesem schmerzvollen Abschied?

Molly
Molly - © Copyright: Doris Litz

Auf diese und ähnlich Fragen wird es wohl nie eine wirklich tröstliche Antwort geben. Tierschutzarbeit bedeutet eben auch, dass man Schmerz und Kummer manchmal einfach aushalten muss – egal wie groß und andauernd sie sein mögen. Und doch blitzt zwischen Tränen und Traurigkeit manchmal ein Gedanke auf, der die Dinge in einem anderen, wärmeren Licht erscheinen lässt. Molly war nicht einfach in unserer Welt, um sie völlig sinnlos und viel zu früh wieder verlassen zu müssen. Sie war hier, um uns glücklich zu machen. Und das hat sie jeden einzelnen Tag getan, den wir sie  kannten. Dafür dürfen wir dankbar sein. Und jede Träne, die wir heute um sie weinen, beweist, wie gut sie ihre Aufgabe gemeistert hat.

Deshalb wollen wir bei aller Trauer, die wir empfinden, nicht damit hadern, dass wir sie gehen lassen mussten, sondern dankbar für jeden Minute sein, die wir sie bei uns hatten. Wenn es einen Katzenhimmel gibt, dann ist sie jetzt dort und schaut genauso liebevoll und entspannt auf uns herunter wie sie es in den letzten Monaten von der obersten Etage ihres Lieblingskratzbaums aus getan hat. Und wir rufen ihr zu: Danke, Molly, dass es dich für uns gegeben hat.

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