Von Katzenhilfe Neuwied e.V., letzte Aktualisierung am 25.05.2020 um 10:00h

Warum die Katzenschutzverordnung so wichtig ist

Straßenkater Jesse James
Straßenkater Jesse James - © Copyright: Doris Litz

Es bedurfte vieler Gespräche und einer gehörigen Portion Beharrlichkeit, doch nun sieht es so aus, als bekäme Neuwied in absehbarer Zeit eine Katzenschutzverordnung. Für die meisten Tierschützer in der Region geht damit einer ihrer größten Wünsche in Erfüllung. Doch warum sind Kastration und Kennzeichnung von Deutschlands beliebtestem Haustier für uns und viele andere Vereine überhaupt so wichtig?

Kurz gesagt: Wir sind davon überzeugt, dass eine solche Vorschrift mittelfristig dazu beitragen wird, das schlimmste Katzenleid zu vermeiden. Denn mehr als die meisten anderen Menschen werden aktive Tierschützer mit den Schattenseiten der Katze-Mensch-Beziehung konfrontiert. Jedes Jahr landen unzähligen Katzenbabys in Tierheimen, wo sie mit ungeheurem Aufwand an Zeit, Energie und Geld versorgt werden müssen, bis ein neues Zuhause für sie gefunden ist.

Mutter und Baby
Mutter und Baby - © Copyright: Doris Litz

Dabei ist es nicht immer leicht, die Tiere überhaupt unterzubringen. Besonders der verwilderte Nachwuchs, der die ersten Lebenswochen ohne menschlichen Kontakt verbrachte, ist oft nur schwer in eine häusliche Gemeinschaft zu integrieren. Schließlich wünschen sich die meisten Menschen, die ihr Leben mit einer oder zwei Katzen teilen wollen, zugängliche Tiere, die mehr oder weniger schnell mit ihnen auf dem Sofa kuscheln. Bei manchen unserer „kleinen Wilden“ ist dies jedoch ein Projekt, bei dem eher Monate als Wochen einkalkuliert werden müssen.

Wer nun glaubt, dass Wildlinge unter unserem Nachwuchs die Ausnahme sind, liegt leider falsch. Bis zur Hälfte der von uns aufgenommenen Jungtiere wollen von Menschen nichts wissen. Und selbst wenn sie am Ende doch vermittelt werden, so dauert es bis dahin doch um ein vielfältiges länger als bei ihren zahmeren Spielgefährten. Um Missverständnissen vorzubeugen: Wildlinge sind keine Wildkatzen, sondern der Nachwuchs von ausgesetzten Hauskatzen, die sich ohne menschliche Unterstützung durchs Leben schlagen müssen – und von manchen Menschen durchaus als Plage wahrgenommen werden.

Katzenbabys
Katzenbabys - © Copyright: Doris Litz

Natürlich kennen auch wir den mehr oder weniger durchdachten Wunsch einiger Tierbesitzer, ihrer Katze zumindest einmal das „Wunder der Geburt“ zu ermöglichen. Was sich in der Theorie noch recht gut anhört, scheitert schnell an der Realität. Denn würde man eine solche Haltung konsequent verfolgen, müsste man diese Erfahrung auch dem (weiblichen) Nachwuchs der ersten Katze gönnen – und natürlich auch allen weiteren Generationen. Selbst wenn jede Katze tatsächlich nach dem ersten Wurf kastriert würde – was nach unserer Erfahrung in aller Regel nicht geschieht – sähe sich der verantwortungsbewusste Tierbesitzer innerhalb weniger Monate in der Pflicht, eine unüberschaubar große Anzahl an jungen Katzen zu versorgen. Schnell stellt man in einer solchen Situation fest, dass das Interesse im Bekanntenkreis an kleinen Katzen keinesfalls so hoch ist wie vielleicht vermutet.

Wie groß das Problem tatsächlich werden kann – vor allem, wenn Katzen überhaupt nicht kastriert werden -, lässt sich leicht errechnen, wenn man weiß, dass jede weibliche Katze zwei- bis dreimal pro Jahr Nachwuchs bekommt und jedesmal durchschnittlich drei bis vier Junge zur Welt bringt. Geschlechtsreif ist eine Katze übrigens mit sechs bis acht Monaten. Wer nun zum Taschenrechner greift, sollte nicht vergessen, dass die April-Babys im Oktober, spätestens aber im nächsten Frühjahr selbst Elternfreuden genießen können.

Das Schlimmste ist natürlich, dass viel zu viele Menschen nicht bereit sind, die Verantwortung, für ihre Tiere konsequent zu tragen – und entweder die trächtige Mutter oder zumindest den überflüssigen Nachwuchs auszusetzen. Diese Tiere sind – sofern sie nicht das Glück haben in einem Tierheim zu landen – die Basis für unendliches Leid. Denn ohne menschliche Fürsorge wird ihr Dasein zum täglichen Überlebenskampf, der von der Suche nach Futter über Revierkämpfe bis zur Verbreitung von Krankheiten reicht und den vor allem die jungen Tiere nur selten überleben. Diese „Schattenkatzen“ zahlen einen hohen Preis für die Verantwortungslosigkeit von Menschen.

Wird es aber zur Regel, dass Katzen kastriert und gekennzeichnet sind, sinkt das Risiko auf vielfache Weise. Viele der unerwünschten Tiere werden gar nicht erst geboren, Wert und Lebensumstände der „Übriggebliebenen“ steigen. Denn wenn man Katzen nicht mehr an jeder Straßenecke geschenkt bekommt, sondern für sie bezahlen muss, werden sie auch nicht einfach weggeworfen.

Verspieltes Katzenkind
Verspieltes Katzenkind - © Copyright: Doris Litz

Durch die Kennzeichnung – zum Beispiel per Chip, der bei jedem Tierarzt ausgelesen werden kann – kann außerdem der Halter ermittelt werden, wenn ein Tier doch einmal abhandengekommen ist. Für alle, die ihre Katze lieben, ist das ein enormer Vorteil. Allen anderen wird es zumindest schwerer gemacht, sich ihres Vierbeiners zu entledigen. Nebenbei bietet eine Katzenschutzverordnung auch eine wichtige Grundlage, um schneller gegen „Tiersammler“ vorzugehen, die sich nicht ausreichend um ihre Tiere kümmern.
Das sind aus unserer Sicht die wichtigsten Gründe, die für eine Katzenschutzverordnung sprechen. Auch wenn es durchaus noch mehr Argumente gibt, hoffen wir, dass wir unsere Sichtweise allen wirklichen Tierfreunden näherbringen konnten. Aber egal ob mit oder ohne Verordnung, wir appellieren an alle Katzenbesitzer, die das nicht ohnehin schon getan haben: Lassen Sie Ihr Tier – ob Kater oder Katze - kastrieren und kennzeichnen. Sie helfen uns, die Baby-Flut einzudämmen. Und sollte ihr Liebling einmal verloren gehen, erhöhen Sie die Chancen, dass er zu Ihnen zurückfindet, erheblich – selbst wenn er mit dem Möbelwagen der Nachbarn viele hundert Kilometer weit umgezogen ist!

Zum Schluss noch ein Hinweis zur bevorstehenden „Babysaison“: Sollten Sie – warum auch immer – mit Katzennachwuchs konfrontiert werden, den Sie nicht versorgen können, setzen sie die Tiere bitte nicht aus! Wir sind jederzeit bereit, Ihnen zu helfen. Zum Beispiel nehmen wir ihre Katzenkinder kostenlos auf. Als „Gegenleistung“ erwarten wir lediglich, dass sie das Muttertier kastrieren lassen. Sollten Ihnen dafür die finanziellen Mittel fehlen, werden wir auch dafür eine Lösung finden.

Nähere Informationen: 0157 – 52 68 76 61.

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